Die Entscheidung des Innenministeriums, eine Fristverlängerung für die Revision des Tarifs ambulanter physiotherapeutischer Leistungen zu gewähren und den Tarifeingriff vorübergehend aufzuheben, markiert einen wichtigen Wendepunkt in einer lang anhaltenden Debatte. Es zeigt, dass die Stimmen des Physio Verbandes und nicht zuletzt der Betroffenen selbst, gehör finden. Die Bemühungen von Physioswiss, einschliesslich einer Petition mit fast 280.000 Unterschriften und weiterer Aktionen, unterstreichen die Bedeutung einer angemessenen Vergütung für Physiotherapeut:innen und die Dringlichkeit einer Tarifstrukturreform.

Es kam zu 592 Medienberichte in der Schweiz

Die gewährte Frist bis Mai 2025 bietet den Beteiligten eine einzigartige Gelegenheit, zu einem Konsens zu gelangen und eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen aller gerecht wird. Die Herausforderung liegt nun darin, die Diskussionen über eine überholte Tarifstruktur, die nicht die Behandlungsdauer berücksichtigt, neu zu beleben und eine gerechte Entlohnung für Physiotherapeuten sicherzustellen, die ihre wichtige Arbeit leisten.

Die Ankündigung, bei einem Scheitern der Verhandlungen einen neuen Tarifeingriff zu erwägen, setzt die Tarifpartner unter Druck, eine Einigung zu erzielen. Es ist zu hoffen, dass dieser zusätzliche Anreiz dazu beiträgt, langfristige und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Qualität der Patientenversorgung als auch die finanzielle Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems berücksichtigen.

Aber was ist mit dem gewünschten Neutralitätsprinzip der Krankenkassen-Verbände?

Während das Neutralitätsprinzip darauf abzielt, Kostensteigerungen zu vermeiden, gibt es mehrere Gründe, warum eine strikte Anwendung dieses Prinzips problematisch sein könnte. Die Qualität der Versorgung. Eine strenge Kostenneutralität könnte dazu führen, dass die Qualität der physiotherapeutischen Versorgung leidet. Eine bessere Vergütung ist seid Jahren dringend nötig, kann die Motivation und damit die Qualität der erbrachten Leistungen erhöhen. Zudem ermöglicht es den Einsatz von fortschrittlicheren Behandlungsmethoden und -geräten und Raumfläche, was die Patientenversorgung verbessern kann. Die faire Vergütung der Physiotherapeut:innen ist ein Problem. Die Vergütung stimmt nicht mit dem Arbeitsaufwand oder den Betriebskosten überein. Eine Kostenneutralität könnte bedeuten, dass notwendige Anpassungen der Tarife, die eine faire Vergütung sicherstellen würden, nicht vorgenommen werden. Dies kann die Berufszufriedenheit beeinträchtigen und zu einem noch grösseren Mangel an Fachkräften führen, was bekanntlich bereits der Fall ist. Und die wirtschaftliche Inflation und Kostensteigerungen? Die Kosten im Gesundheitswesen, einschliesslich der Betriebskosten für physiotherapeutische Praxen, steigen aufgrund von Inflation und steigenden Preisen für Ausrüstung und Mieten kontinuierlich. Eine starre Kostenneutralität berücksichtigt diese realen Steigerungen nicht, dies müssen auch die Versicherungsverbände zugeben. Investitionen in Innovationen. Auch kann die gewünschte Kostenneutralität die notwendigen Investitionen in neue Behandlungsmethoden und Technologien hemmen. Für die Entwicklung der Physiotherapie und die Verbesserung der Patientenversorgung sind fortlaufende Investitionen entscheidend. Diese Investitionen werden durch eine strenge Kostenneutralität beschränkt werden. Zuletzt zur Transparenz und Datenbasis. Während die Forderung nach einer datenbasierten Tarifstruktur vernünftig ist, wird die alleinige Fokussierung auf Kostenneutralität den Blick auf die Notwendigkeit einer umfassenden Bewertung der Dienstleistungsqualität und Patientenzufriedenheit verstellen.

In der Praxis bedeutet dies, dass die Tarifverhandlungen flexibel genug sein müssen, um eine angemessene Vergütung zu ermöglichen, die sowohl die Qualität der Versorgung als auch die wirtschaftliche Realität der physiotherapeutischen Praxis berücksichtigt. Eine zu starre Anwendung des Neutralitätsprinzips könnte sich langfristig negativ auf das Gesundheitssystem auswirken, indem sie die Versorgungsqualität senkt und die berufliche Zufriedenheit der Anbieter beeinträchtigt.

In der Zwischenzeit sollte die Debatte weiterhin von Transparenz, Dialog und dem gemeinsamen Ziel geleitet werden, eine faire und effektive Tarifstruktur für ambulante physiotherapeutische Leistungen zu schaffen. Dieser Prozess wird nicht einfach sein, aber die aktuelle Entwicklung zeigt, dass Fortschritte möglich sind, wenn alle Beteiligten bereit sind, zusammenzuarbeiten und Kompromisse zu finden.

Quelle: Curafutura
Bildquelle: KI Dall-e